Das Internet der Dinge (Teil 2) – Knackpunkt Sicherheit
Um die nahtlose Kommunikation zwischen Personen, Prozessen und Dingen zu ermöglichen, wurden in der Schweiz diverse Initiativen ins Leben gerufen und neue Plattformen lanciert. Oft kommt dabei die Sicherheit aber noch zu kurz.
Das Internet der Dinge kommt langsam in Schweizer Unternehmen an. Im ersten Teil unseres Artikels konnten Sie lesen, dass sich Investitionen in IoT relativ schnell amortisieren. Vorausgesetzt, die Sicherheit wird nicht stiefmütterlich behandelt. Doch im industriellen Internet der Dinge kommt die Sicherheit oft noch zu kurz. Das liegt allerdings weniger an den verfügbaren Technologien wie beispielsweise mehrstufige Authentifizierungsverfahren, verschlüsselte Kommunikation etc., sondern vielmehr daran, dass viele Innovationen auf eine schnelle Markteinführung getrimmt werden, auf grosse Funktionsspektren und leichte Benutzung ausgelegt sind. Zudem müssen die Systeme bei industrieller IoT-Anwendung eine lange Lebensdauer haben.
Was die in Teil 1 unseres Artikels erwähnte Microsoft-Studie daher ebenfalls zutage brachte: Eine überwältigende Mehrheit von 97 Prozent hat bei der Umsetzung von IoT-Projekten Sicherheitsbedenken. Zwar bleibt die Akzeptanz der Technologie von diesen Bedenken weitestgehend unberührt – kaum jemand lässt sich von Komplexität und technischen Herausforderungen bei der Nutzung von IoT-Technologien an deren Einführung hindern – trotzdem wird, was die Sicherheit betrifft, die Verantwortung gerne noch abgeschoben. Diese liegt zum einen natürlich beim IoT-Geräte- und Technologieanbieter. Zum anderen müssen aber auch Unternehmen, die IoT-Lösungen einsetzen, sicherstellen, dass alle notwendigen Security-Massnahmen ergriffen werden. Im Internet der Dinge muss IT-Security ein integraler, system- und geräteübergreifender Bestandteil sein – im gesamten IoT-Ökosystem.
Diverse Projekte scheitern zudem aus Kostengründen oder weil der Nutzen nicht ganz klar ist. Fast die Hälfte der Befragten beklagt zudem einen Mangel an verfügbaren und qualifizierten Fachkräften. Hier bieten sich grosse Chancen für IT- und Engineering Freelancer, wenn sie sich in Sachen Internet der Dinge weiterbilden oder auf die Entwicklung von Edge-Lösungen und die Implementierung von IoT-Lösungen spezifizieren.
Mit dem Ausbau des 5G Netzes in der Schweiz wird IoT auch im Immobilienbereich – Stichwort intelligente Gebäude – immer relevanter und dessen Einsatz früher als geplant möglich. Am Fachkongress smart!mmo.io – dem Jahrestreffen von über 200 Immobilien- und Smart-City-Profis – startete Anfang September die Initiative «IoT Guidelines for Smart Buildings». Die Initiative soll die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Telekommunikationsunternehmen, Hardwarelieferanten, Immobilienfirmen und Ingenieurbüros sichern. Im Rahmen des Projekts soll ein Referenzsystem definiert werden, das technische und verwaltungstechnische Ressourcen beschreibt, die den digitalen Wandel eines Gebäudes unterstützen. Ziel ist die Definition von Schlüsselparametern, die die Interoperabilität von IT-Systemen und IoT-Geräten, einen sicheren Datenaustausch zwischen den Geräten und Benutzern sowie sicheres Projektmanagement gewährleisten. Partner der Initiative sind unter anderem Unternehmen wie Swisscom, Sunrise, ABB, Bosch oder die AWK Group.
Der Spezialist für Messtechnik und Energiemanagement-Lösungen Landis & Gyr hat mit Gridstream Connect soeben eine IoT-Plattform auf dem europäischen Markt eingeführt, die intelligente Sensoren, Kommunikationstechnologien, Software und Applikationen umfasst. Europaweit soll mit der Lösung, die das komplette IoT-Portfolio von Landis & Gyr umfasst, Energieunternehmen der Übergang zu intelligenten Infrastrukturen und Smart Cities erleichtert werden, heisst es.
Künstliche Intelligenz an den Endpunkten des Versorgungsnetzes, die sogenannte Grid Edge Intelligence, soll eine Vielzahl von Kommunikationstechnologien unterstützen. Sie nutzt die Daten intelligenter Endgeräte für neue Anwendungen zur Optimierung des Netzbetriebs und um Anwendungen für Endkunden zu ermöglichen. Als erster Kunde setzt E.ON Schweden Gridstream Connect ein, weitere Kunden sollen folgen. Hier dürften für Freelancer künftig jede Menge Projekte winken.
Seit November ist auch Lumada Manufacturing Insights von Hitachi Vantara weltweit auf dem Markt. Die Suite von IIoT-Lösungen (Industrial IoT) lässt sich in bestehende Anwendungen integrieren und liefert aussagekräftige Erkenntnisse aus Daten, ohne dass Fertigungsanlagen oder -anwendungen durch einen «Rip-and-Replace»-Wechsel kostspielig ersetzt werden müssen.
Fazit:
Durch das Internet der Dinge wird jedes Unternehmen zu einem digitalen Unternehmen. Bei der Einführung sollten Investitionen jedoch nicht nur auf Kosteneinsparungen und Effizienzgewinne konzentrieren. Das IoT ermöglicht neue, innovative Geschäftsmodelle und somit die Möglichkeit, sich von Mitbewerbern zu differenzieren. Daher sollten Mitarbeiter stets ein proaktiv darin geschult werden, das Internet der Dinge zu beherrschen.
Die Schweiz benötigt branchenübergreifende Lösungen von der IoT-Plattform und -Anwendungsentwicklung, über die IoT-Anbieterbeschaffung und Lösungsimplementierung bis hin zu Analytics/Big Data oder IoT-Cybersecurity und Gefahrenanalysen. Bei grossen Unternehmen steht IoT schon lange auf der Agenda, aber auch Schweizer KMU sollten sich damit beschäftigen, um nicht abgehängt zu werden.
Im globalen Vergleich steht die Schweiz in Sachen IoT zwar nicht an vorderster Front, kann aber ganz gut mithalten. Jedes Jahr werden neue Start-ups gegründet, die IoT-Anwendungen anbieten. Aber auch Forschungszentren von Grössen wie Google, IBM oder Siemens, die in Sachen IoT forschen und entwickeln, haben sich hier angesiedelt. Potenzial gibt es vor allem bei der Integration der Geräte, Stichwort kompatible Schnittstellen sowie bei der Übertragung der Informationen. Hier bedarf es vor allem einer schweizweiten Abdeckung von 5G.
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