
GULP Freelancer Studie 2017 – 3 Wahrheiten über den Stundensatz
Die GULP Freelancer Studie (ehemals „Die große Stundensatzumfrage“) feiert in diesem Jahr ihr fünfjähriges Jubiläum. Seit 2013 ist die Studie ein Gradmesser für den Freiberufler-Projektmarkt und zeigt, wie sich der Honorarspiegel im Laufe der Zeit verändert. Waren bisher im Rahmen der Studie Vergleiche zum Vorjahr üblich, werden wir zum Anlass unseres fünfjährigen Bestehens in diesem Artikel die Jahre seit Beginn unserer Aufzeichnungen betrachten und Ihnen passend dazu drei Wahrheiten über den Freiberufler-Stundensatz aufzeigen.
HInweis: Die Ergebnisse beziehen sich auf den deutschsprachigen Raum und die Beträge werden nur in Euro angezeigt.
Die Schweiz ist mit einem Teilnehmeranteil von 3,2% vertreten.
Wie hoch ist er nun – der diesjährige Durchschnittsstundensatz? Hier hat sich Erstaunliches getan: Wir liegen in diesem Jahr bei einem durchschnittlichen Stundenhonorar von 89,87 Euro. Damit ist dieser um beachtliche 6,39 Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Dass der Markt in Sachen IT- und Engineering-Honorare so stark anzieht, machte sich erstmals 2016 bemerkbar. Hier machte der All-inclusive-Stundensatz bereits einen deutlichen Sprung nach oben – und zwar von vorjährigen 80,50 Euro auf 83,48 Euro, was eine prozentuale Steigerung von 3,7 Prozent bedeutete. In diesem Jahr hat sich die Steigerungsrate mit 7,7 Prozent beinahe verdoppelt. Krasser ist die Steigerung im Vergleich zu 2013 – in den letzten fünf Jahren ist der Stundensatz insgesamt um 13,8 Prozent gestiegen. Eine durchschnittliche Steigerungsquote von 2,8 Prozent jährlich also.
Die Trendlinie in unserer Grafik nimmt daher deutlich Fahrt nach oben auf.
Woran liegt das? Das Leben ist teurer geworden. Betrachtet man beispielsweise die Preissteigerungen von ausgewählten Waren und Dienstleistungen, die das Statistikportal statista.de aufstellt, so ist allein im letzten Jahr der Preis für Heizöl und Kraftstoffe um durchschnittlich 5,2 Prozent, der Preis für Nahrungsmittel, Bekleidung und Mobilität um mehr als 2,5 Prozent und der Preis für Mieten, Strom und Wasser um mehr als 1,5 Prozent gestiegen. Dass sich diese Dynamik auch bei den Kosten der Betriebsführung sowie weiteren Kosten der Freiberufler wie Spesen bemerkbar macht, ist nachvollziehbar. Gleiches gilt für die Steuerabgaben. Diese belaufen sich in den letzten fünf Jahren zwar nicht auf höchstem Niveau seit der Wiedervereinigung, sie sind in der Zeitspanne dennoch angestiegen. So kletterte beispielsweise die Abgabenquote laut Bundesfinanzministerium zwischen 2012 und 2015 von 37,1 Prozent auf 37,7 Prozent. Solche Verteuerungen machen sich bei Solo-Selbstständigen natürlich sehr deutlich bemerkbar und müssen über Anpassungen des All-inclusive-Stundensatzes ausgeglichen werden. Darüber hinaus ist aber auch festzuhalten, dass der Markt in den letzten Jahren immer stärker zum Kandidatenmarkt geworden ist. IT- und Engineering-Experten mit den richtigen Skills sind weiterhin stark nachgefragt und können ihren Wert selbst bestimmen.
Wahrheit 1: Wir haben 2017 die größte prozentuale wie auch absolute Steigerung des All-inclusive-Stundensatzes im Vergleich zu den Vorjahren.
Dies ist jedoch nur die halbe Wahrheit. Die Preissteigerung lässt sich auch noch statistisch erklären (z.B. über die Altersverteilung der Befragten), worauf wir an der Stelle jedoch aus Platzgründen nicht eingehen können.
Wollen Sie wissen, welche weiteren Gründe es für diese bemerkenswerte Preissteigerung des All-inclusive-Stundensatzes gibt? Dann lesen Sie den ersten Teil unserer diesjährigen GULP Freelancer Studie.
Ein solcher Preissprung macht für gewöhnlich auch Veränderungen in der grafischen Aufbereitung der Ergebnisse nötig. Stellen wir nämlich die diesjährige Aufteilung der Stundensätze in folgenden Stufen dar, so fällt der prozentuale Anteil aller Studienteilnehmer in der Kategorie „gleich/größer 130 Euro“ besonders ins Auge:
Dies verdeutlicht sich, wenn man die Anteilsentwicklung dieser Stundensatzkategorie in den letzten fünf genauer in Augenschein nimmt:
Hier sieht man deutlich, dass diese Kategorie im Jahr 2017 im Vergleich zu den Jahren 2013 bis 2016 um mehr als 10 Prozentpunkte zugelegt hat. Dies erfordert eine Veränderung bei der Darstellung der Stundensatzverteilung und damit eine Erweiterung der Preisstufen. Und wie sieht die Verteilung jenseits der 130 Euro aus? Wir haben für 2017 die Stundensatzkategorien neu aufgeteilt:
Wie man sieht, liegt ein deutlicher Schwerpunkt auf den beiden Preisstufen 130-139 Euro und 140-149 Euro. Um diese Stufen wird die Verteilungsspanne künftig erweitert, alle Stundensätze jenseits der 150 Euro werden zusammengefasst – soweit sich die Aufteilung 2018 ähnlich verhält.
Wahrheit 2: Der Anteil der Spitzenstundensätze jenseits der 130 Euro (all-inclusive) ist im Vergleich zu den letzten Jahren sprunghaft angestiegen, so dass die Etablierung neuer Preiskategorien notwendig wird.
Gut, der Durchschnittsstundensatz hat einen großen Sprung nach oben gemacht. Doch wirkt sich dies auf den Durchschnittsumsatz und den Durchschnittsgewinn aus? Und wie haben sich diese beiden Größen in den letzten fünf Jahren entwickelt?
Betrachten wir zunächst den Durchschnittumsatz: Hier gab es einen marginalen Rückgang zum Vorjahr von 0,4 Prozent. Erfreulicherweise wirkte sich dieser Rückgang nicht auf den durchschnittlichen Gewinn aus, dieser stieg im Gegensatz dazu um bescheidene 0,7 Prozent an.
Von 2013 auf 2016 konnten die Freelancer ihren durchschnittlichen Umsatz um 10,6 Prozent steigern – was auch auf der Steigerung des Durchschnittsstundensatzes von 13,8 Prozent basiert. Der Durchschnittsgewinn ist jedoch in den letzten vier Jahren im Großen und Ganzen auf demselben Niveau geblieben (bis zu +/- 2,7 Prozent vom Mittelwert = Summe alle Durchschnittsgewinne geteilt durch Anzahl der Jahre im Bemessungszeitraum). Der Geldwert ist allerdings – betrachtet man die Inflationsrate der letzten drei Jahre für Deutschland (2013 = 1,5 Prozent; 2014 = 0,9 Prozent; 2015 = 0,3 Prozent; 2016 = 0,5 Prozent) – sogar gesunken.
Einen interessanten Punkt liefert die Betrachtung der Differenzbeträge zwischen Umsatz und Gewinn.
Hier fällt alles an, was den Gewinn schmälert: Steuern, Versicherungen, Kosten, Spesen, etc. Musste der Freiberufler 2013 vom Umsatz noch rund 41 Prozent abgeben, so wurden daraus 2015 rund 48 Prozent. Dieser Betrag ist logischerweise mit steigendem Umsatz gewachsen, doch von 2015 auf 2016 wurde dieser mit minus 0,6 Prozentpunkten leicht rückläufig.
Wahrheit 3: Die Umsätze steigen weiter an, die Gewinne bleiben auf stabilem Niveau. Auch hier bestätigen sich die steigenden Kosten, Abgaben und Steuern der Freiberufler und eröffnen einmal mehr die Diskussion um die Fairness der staatlichen Berechnungsgrundlagen.
Dies waren unsere ersten drei Wahrheiten, die wir aus der diesjährigen GULP Freelancer Studie gewinnen konnten. Damit sind wir aber längst nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Denn die Zahlen, Daten und Fakten bieten noch einen ganzen Schatz an spannenden Entwicklungen und Informationen, die wir Ihnen nach und nach hier präsentieren werden.
Wer sich selbst einen Eindruck verschaffen möchte, kann sich die GULP Freelancer Studie hier herunterladen.
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