Stundensätze und Gehälter – sind Freelancer die Gewinner in herausfordernden Zeiten?
Die Ergebnisse in Bezug auf Stundensätze und Gehälter der frisch erschienen GULP Arbeitsleben Studie haben überrascht. Sind Freelancer:innen die heimlichen Gewinner in Krisenzeiten? Welche Stundensätze oder Jahresgehälter konnten die Teilnehmenden realisieren und haben sich die Erwartungen aus dem Jahr 2020 erfüllt?
Lag der durchschnittliche All-inclusive-Stundensatz der Studienteilnehmenden im Jahr 2020 bei CHF 151,97, so zeichnet sich hier eine Entwicklung nach unten ab. So lagen sie mit CHF 137,68 im Jahr 2021 um 9,4 Prozent niedriger als zwei Jahre zuvor.
Im Vergleich zu den Vorjahren fällt auf, dass der Anteil an freiberuflich Tätigen und Temporär-Angestellten mit einem Stundensatz von CHF 190,00 stark abgenommen hat. Waren es im Jahr zuvor noch 16,1 Prozent, so sind es laut der neuen Studie nur noch 10,2 Prozent. Die grösste Kohorte stellt mit 32,2 Prozent einen Stundensatz von CHF 100 - 130 in Rechnung. Ein positives Zeichen ist, dass in der aktuellen Studie keiner der Befragten unter CHF 70 pro Stunde abrechnete. Die Abweichungen – vor allem im Durchschnittsstundensatz – könnten sich aber auch auf die Anzahl der Studienteilnehmenden zurückführen, da die Beteiligung im Vergleich zur letzten Erhebung niedriger ausgefallen ist.
Natürlich darf es immer ein bisschen mehr sein, dennoch kalkulieren freie Projektmitarbeitende ihre Stundensätze auf Basis verschiedener Informationen, um wettbewerbsfähige und realistische Angebote abgeben zu können. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle.
Knapp ein Drittel der Befragten orientiert sich an Erfahrungswerten aus vorherigen Projekten. Sicher spielen hierfür der erwartete Aufwand und die Komplexität des Projekts eine Rolle. Auch die Erfahrung aus abgeschlossenen Verhandlungen mit Auftraggeber:innen dürfte hier zum Tragen kommen. Allerdings gaben die Hälfte der teilnehmenden Freelancerinnen und Freelancer an, sich am Marktwert zu orientieren und die Nachfrage, die benötigten Skills und die eigene Projekterfahrung mit einfliessen zu lassen. Verständlich und nachvollziehbar, da die beauftragenden Organisationen gerne bereit sind, einen höheren Stundensatz für gut passende und qualifizierte Mitarbeitende zu zahlen.
20 Prozent der Interviewten gab an, sich hauptsächlich an vorherigen Honorarsätzen zu orientieren. Bei wiederkehrenden Projekten mit bekannten Auftraggeber dürften grosse Veränderungen nach oben, die über eine Anpassung im einstelligen Prozentbereich hinausgehen auch schwer akzeptiert werden.
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